Weithin sichtbar ist das Lager auf einem Hügel wie eine mittelalterliche Festung in fast idyllischer Landschaft gelegen. Ob wir glauben, dass die Menschen in der Umgebung etwas mitbekommen haben, fragte uns die Kulturvermittlerin gleich am Anfang. Weithin sichtbar, hörbar und wohl auch riechbar war das Lager jedenfalls, aber auch zahlreiche Zulieferer von Waren, ja sogar Zuschauer und Auswärtsmannschaften, die Fußballspiele am Platz direkt vor den Toren und neben dem Krankenlager abhielten, mussten wahrgenommen haben, was sich hinter den dicken Mauern zutrug.
Wir besuchten die Lagerunterkünfte, in denen bis zu 300 Menschen schliefen, sahen den Appellplatz, den Steinbruch mit der sogenannten Todesstiege und zuletzt auch das Krematorium. „Vernichtung durch Arbeit“ war das Ziel der Nationalsozialisten in Konzentrationslagern wie diesem und die Methoden dazu waren zahlreich: Hunger, Kälte, Gewalt, bewusste Schikanen, um das Sterben zu beschleunigen. Und in den letzten Monaten auch eine Gaskammer zur unmittelbaren Ermordung.
Und immer wieder wurde uns die Frage gestellt: „Was bekamen die Menschen ringsum mit? Was taten sie, um das Töten zu stoppen, um den Menschen zu helfen? Was würden wir heute dagegen unternehmen? Konnte man überhaupt etwas dagegen tun?“ Beispiele für menschliches Handeln und Hilfe unter Lebensgefahr gab es auch damals, aber es waren einzelne.
„Niemals vergessen“. Das ist der Leitsatz, der für das ehemalige Konzentrationslager in Mauthausen steht. Warum? Um für die eigenen Zeit und die Zukunft zu lernen, um Mut zu entwickeln, selbst für die Menschlichkeit einzutreten.
Und so ist Mauthausen eine weithin sichtbare Gedenkstätte und ein Mahnmal gegen das Vergessen.
Mag. Alexandra Marak-Fischer