Jeden Tag dasselbe, jeder Tag gleich. Keinen Unterschied zu vergangenen Tagen. Lange aufbleiben, bis die Sonne aufgeht, dann den Tag verschlafen, weil man seinen Problemen aus dem Weg gehen will, dann irgendwann die täglichen Notwendigkeiten absolvieren wie essen und trinken. Irgendwann mitten in der Nacht draufkommen, dass man noch etwas für die Schule machen muss, mit dem Leben selbst komplett überfordert sein, keinen Plan haben, was die Zukunft bringt, einfach versinken in den eigenen Problemen, die man sich macht oder auch die, die einem andere Personen bereiten.
So war mein erster Lockdown. Ich wusste nicht, was ich mit mir anfangen sollte. Ich habe jeden Tag den Sonnenaufgang gesehen und dann bin ich schlafen gegangen. Meine Sachen sind jeden Tag am selben Ort gestanden, nichts hat sich verändert in den vier oder fünf Monaten, in denen ich auf mich selbst gestellt war. Die Sachen wurden so zur Gewohnheit, dass ich nicht mal mehr darauf geachtet habe. Sie waren einfach da, ich habe die Dinge unüberlegt erledigt, weil es jeden Tag dasselbe war, mir wären sicher viele Gegenstände aufgefallen in meinem Zimmer, wenn sie mal woanders gestanden wären. Mir wäre sicher aufgefallen, wie einseitig mein Alltag war, hätte ich einmal wirklich darauf geachtet. Diese Zeit meines Lebens hat sich wie ein „Nichts“ angefühlt. Schule ist unwichtig geworden, meine Psyche immer schwächer und die Ansprüche immer höher und trotzdem war mir alles egal, weil es jeden Tag dasselbe war.
Aliya Bernhart, 5EG
Jeden Tag dasselbe. Ich dachte nie, dass ich es vermissen würde, von anderen Leuten – außer meinen Eltern – umgeben zu sein. Es fühlt sich so an, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Ich bemerke, mein Leben steht still, wie am Stand eingefroren, und unter mir dreht sich die Welt. Die Welt unter meinen Füßen ist ein Laufband, ich laufe, doch ich komme nicht voran. Jeden Tag stehe ich um 8 Uhr auf, mache meine Aufgaben, esse etwas und warte darauf, dass die Stunden vergehen, bis ich mich wieder in mein Bett begeben kann. Distanziert von der Außenwelt, ich sehe weder neue Gesichter, noch treffe ich meine Freunde. Ich kann zwar meine Freunde über FaceTime sehen, doch das ist nicht dasselbe. Ich frage mich, warum ich das alles mache, macht das hier überhaupt noch einen Sinn? Ich habe das Gefühl, als stünde ich außerhalb meines Körpers. Ich weiß nicht mehr, was real ist und was nicht. Viele Fragen schwirren in meinem Kopf herum. Diese Stimmen in meinem Kopf, sie kommen und gehen, doch sie fangen mich immer wieder ein. Trotzdem fühlt es sich wie ein Nichts an. Eine Leere ist in mir. Es sind die Stimmen in meinem Kopf, die mir sagen, dass ich aufstehen und meine Probleme aus einer anderen Perspektive reflektieren solle. Wenn wir einen Misserfolg nicht als Herausforderung sehen, sondern viel mehr als ein Persönlichkeitsproblem, fühlen wir uns auf Anhieb hilflos. Ich sollte mich vor der Überzeugung hüten, zu denken, dass ich das Problem sei. Es gibt immer zwei Möglichkeiten, Dinge zu sehen – zum Beispiel: „Nun, ich habe ein kleines Problem mit meinem Essverhalten“ oder „Ich bin das Problem, denn ich esse zu viel“.
Vielleicht hat es auch etwas Gutes, allein zu sein, denn ich habe mal mehr Zeit für mich. Vielleicht wendet sich das Ganze doch noch zum Guten – wer weiß…
Alessandra Boshara, 5EG
Befreit von der Hälfte der Schularbeiten und man kann eine Stunde länger schlafen, doch trotzdem setzt die Erleichterung nicht ein. An die Normalität kann man sich zu Beginn des zweiten Lockdowns längst nicht mehr erinnern. Alles hat sich verändert, zuerst war es aufregend und neu, aber nach über einem halben Jahr sind Masken, Desinfektionsmittel und Abstandsregeln längst die neue Normalität.
Der zweite Lockdown. Man hat ihn schon erwartet und akzeptiert es einfach. Die Lehrer versuchen, ihre Schüler zu ermutigen, Dinge wie „Alles wird gut“, „Wir schaffen das“ und „Ich weiß, es ist schwer für euch“ hört man täglich, aber sie ändern nichts an der Realität.
Sieben Uhr zehn. Mein Wecker klingelt zum ersten Mal. Ich schalte ihn aus und drehe mich genervt weg. Sieben Uhr fünfzehn, er klingelt zum zweiten Mal. Dann um sieben Uhr zwanzig, fünfundzwanzig und dreißig. Endlich bringe ich genug Kraft auf, um aufzustehen. Ich schleppe mich zum Kleiderschrank: immer dieselbe Jogginghose und ein T-Shirt. Ich gehe zum Fenster, mache es auf und mache mein Bett, während die frische Luft hereinkommt. Sieben Uhr fünfunddreißig. Ab ins Badezimmer: Gesicht waschen und Zähne putzen und danach in die Küche. Es ist zu früh zum Essen, also nehme ich nur einen Tee und ein iPad mit in mein Zimmer. Allein bei dem Gedanken an die nächsten sechs Stunden graut es mir schon: die ganze Zeit von dem PC, in der Zehn-Minuten-Pause schnell Haferflocken kochen und wieder tausend neue Aufgaben, die zu erledigen sind. Die Motivation und Stimmung sind bereits im Keller, bevor der Tag richtig angefangen hat. 13:25 Uhr, endlich Schule aus, aber ein gutes Gefühl ist das auch nicht, im Hinterkopf schwirren Gedanken an die Assignments, die noch abzugeben sind, und man hat nie die Möglichkeit, richtig abzuschalten. Nach dem Mittagessen liege ich zwei Stunden lang im Bett, weil mir jegliche Kraft fehlt, auch nur irgendetwas für die Schule zu machen. Der ganze Tag dreht sich um das Gleiche, man erlebt nichts Neues und es fehlt jegliches Zeitgefühl, der Kontakt mit Freunden ist minimal. Bis ich dann endlich fertig mit den Hausübungen bin, ist es Mitternacht. Mit Schrecken fällt mir dann ein, dass ich noch nicht zu Abend gegessen habe. Am Ende des Tages kann man nicht einmal zufrieden im Bett liegen, weil man weiß, dass man das Gleiche am nächsten Tag noch einmal machen muss.
Valentina Maunz, 5EG