Die „72 Stunden ohne Kompromiss“ – Aktion, organisiert von der Katholischen Jugend, der Young Caritas und Hitradio Ö3, findet alle zwei Jahre statt und versucht, junge Menschen zu erreichen, indem diese innerhalb von 72 Stunden Aufträge für gemeinnützige Projekte meistern sollen. Frau Professor Wagner, unsere Betreuerin, war voller Ideen und stellte, gemeinsam mit Frau Mag.a Altendorfer, der Betreiberin des NiG-Ladens (Nachhaltig in Graz), ein spannendes Projekt zusammen. Außerdem gelang es ihr, insgesamt 17 SchülerInnen zum fleißigen Mitarbeiten zu animieren.
Bei der Arbeit im NiG-Laden ist mir erst schmerzlich bewusst geworden, dass die Armutsschere in Graz größer ist als erwartet. Wir sehen es nur nicht, weil wir in unserer „Bubble“ leben. Wie grausam das Leben wirklich sein kann und dass Hilfe auch direkt vor unserer Haustüre gebraucht wird, erkennt man erst, wenn man genauer hinsieht – z.B. bei der Begegnung von Menschen im Laden, die 30 Cent bezahlen und sich so viele Kleider nehmen, als hätten sie sonst nichts zum Anziehen, oder wenn man erlebt, wie Menschen den Laden betreten, und als allererstes den Kühlschrank aufreißen, um zu sehen, ob da etwas zu essen drinnen ist. Trotzdem muss man manchmal streng sein, wenn sich die Leute nicht an die „maximal 10 Stücke“-Regel halten. Das ist allerdings ohnehin ein sehr großzügiges Angebot, da es keine fixen Preise im Laden gibt und jede/r so viel spenden kann/soll, wie er oder sie eben kann. Natürlich fragt man höflich nach einer Spende, aber es ist auch in Ordnung, wenn jemand einmal nichts spenden kann. Dann allerdings sollten auch nicht Berge eingepackt werden, denn es soll schließlich für jede/n genug da sein. Es ist ein schwieriger Balanceakt zwischen Nächstenliebe und milder Strenge, Hilfsbereitschaft und dennoch Grenzsetzung.
Was ich aber auch gemerkt habe, ist, dass es viele Menschen in Graz gibt, die sich bemühen, die Stadt zu einem besseren, lebenswerteren Ort zu machen. Allein in den zwei Stunden, in denen ich am Vormittag im Laden ausgeholfen habe, kamen zehn Menschen vorbei, die ihre alten Kleider sowie Spielzeug, Kosmetik-Artikel und Geschirr spendeten. Es gibt so viele Möglichkeiten, Gutes zu tun.
Wenn ihr das nächste Mal Zeit habt, besucht doch die Website des NiG-Ladens. Man merkt bei jedem Klick, dass Frau Altendorfer wirklich viel Energie und Aufwand in diese Website steckt und mit vollem Herzblut dabei ist. Es gibt auch eine dazu passende App, die man gratis herunterladen kann und dank der man immer darüber informiert ist, was gerade so los ist in Graz. Ob Waschmittelherstellung aus Kastanien, ein Vintage-Markt zum Stöbern oder eine Aktion der Essensretter, wo man gerettete Lebensmittel im Glas kaufen kann – jede/r findet garantiert etwas, das ihn/sie interessiert. Nicht umsonst wird die 72 Stunden-Aktion von der Katholischen Jugend und der Young Caritas organisiert. Sie soll Jugendliche erreichen und begeistern. Denn wir sind diejenigen, die etwas verändern können – und müssen. Es ist unsere Zukunft, unsere Welt, in der wir leben und unsere Entscheidung, wie wir in 20, 30 Jahren leben wollen. Es liegt in unserer Hand. Ganz nach dem Motto der diesjährigen 72 Stunden-Aktion: Wir mischen mit! Und ob wir mitmischen! Denkt daran: eure Zukunft, euer Leben, eure Entscheidung.
Also packt mit an, mischt mit und verändert etwas! Nicht nur für 72 Stunden, sondern noch viel, viel länger!
Maria Lahousen-Luxenberger, (8O)