Schwester Ottilia (Sophie) Grabner
Geboren am 13. Mai 1936 in Rohrbach, begann am 19. 3. 1960 das Noviziat (zugleich mit Sr. Maria Regina), zeitliche Profess 1962, ewige Profess am 19. 3. 1965.
Heimgegangen am 16. 12. 2020
Schwester Ottilia selbst schrieb über ihre Berufung Folgendes:
„Mein Weg ins Kloster
Ich hatte die große Gnade, in eine Familie geboren zu werden, wo uns Kindern Glaube und Gebet vorgelebt wurden. Ich war die 6. In unserer Geschwisterreihe von 8 Kindern.
Nach der Schulentlassung arbeitete ich fleißig daheim in der Wirtschaft mit. Eine Freundin von mir kam zu den Ursulinen, um dort kochen zu lernen. Sie erzählte mir öfter davon und da erwachte auch in mir der Wunsch, dasselbe zu tun.
So kam ich mit 20 Jahren zu den Ursulinen. Ich hatte keine Ahnung von „Kloster“, hatte nie Kontakt mit einer Schwester gehabt, alles war mir unbekannt. So begann ich voll Erwartung meine Lehrzeit…
Fast 2 Jahre blieb ich in der Küche, zuerst als Lehrmädchen, dann als Angestellte. Mir gefiel es dort und langsam erwachte in mir der Wunsch, auch Schwester zu werden.
Doch ich wollte mich selbst prüfen, ob dieser Wunsch auch in einem anderen Milieu lebendig bleiben würde.
Ich entschloss mich daher, für einige Zeit in die Schweiz zu gehen, um dort zu arbeiten. Ich blieb ungefähr 2 Jahre dort und mein Wunsch wurde gefestigt. So kehrte ich zu den Ursulinen zurück und bat dort um Aufnahme.
Nun bin ich schon viele Jahre im Kloster und kann nur danken für die Gnade der Berufung und dafür, dass ich treu ausharren darf und für das innere Glück, das ich im Kloster finden durfte.
Nach Gott danke ich sicher meinen guten Eltern, die uns eine echt christliche Erziehung gaben durch Wort und Beispiel.“
Was können wir ihrem Lebenslauf hinzufügen:
Schwester Ottilia war gerne Köchin: sie freute sich, wenn sie Neues ausprobieren konnte oder wenn sie Mehlspeisen oder Torten herstellte, diese verzierte und dann auch ein positives „Echo“ bekam. Im letzten Jahr geschah dies auch durch ihre Mithilfe am Ursulinen Kochbuch, das Mag. Eva Deisl mit Kolleginnen herausgegeben hat.
Der Alltag durch viele Jahre hindurch war natürlich nicht immer leicht: rund 50 Schwestern, etliche Angestellte und über 200 Heimschülerinnen brauchten Frühstück, zweimal Jause, Mittag- und Abendessen. Zu Mittag und zur Jause kamen noch die Halbinternen dazu. Dabei ist zu bedenken, dass die internen Schülerinnen bis in die 80iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts auch an den meisten Sonntagen im Heim waren und versorgt werden mussten. Viel wurde eingekocht, Powidl gerührt, Gemüse eingerext, Fleisch von den eigenen Schweinen und Hühnern zugerichtet, damit es zubereitet werden konnte. Vieles an modernen Hilfen und Geräten hat es noch nicht gegeben und gespart musste früher auch an allem werden.
Freude hatte Schwester Ottilia auch am Garten: früher inspizierte sie Salat- und Gemüsebeete und begutachtete die Obstbäume – meistens nach oder beim Rosenkranzgebet nach dem Mittagessen. In den letzten Jahren und in den Tagen ihrer Krankheit legte sie noch Wert auf Gartenbesuche – vor allem bei der Muttergottes. (Aber bitte ohne Sonne – selbst wenn es kalt war!)
Kennzeichnend war aber auch ihre Kontaktfreudigkeit: zu ihren Geschwistern und Verwandten, aber auch zu vielen anderen, die sie bei Kirchenbesuchen, religiösen Feiern oder Einkäufen kennengelernt hatte. Auch in die Schweiz pflegte sie noch Kontakt – zur Schwester Ottilia aus Ingenbohl, bei der sie gekocht hatte.
Gerne reiste sie, üblicherweise zu Heiligen Stätten, zum Beispiel mit den Franziskanern. Ihre Urlaube verbrachte sie jahrelang in St. Rupert bei den Steyler Missionaren, dort genoss sie Ausflüge (mit Bruder Alois) und Natur. Zu Exerzitien fuhr sie gerne nach Stockerau zu den Steyler Schwestern. Gebet und religiöses Leben waren ihr wichtig und gaben ihrem Leben Halt.
Mit dem Älterwerden kamen auch Krankheiten: Sr. Ottilia meinte immer, es müsse Ärzte oder Medikamente geben, die alles wieder gut machen könnten, sie las viel über Behandlungen und probierte einiges an Heilmittel. Trotz einiger Spitalsaufenthalte und schlechter Diagnosen blieb Sr. Ottilia doch lange in ihrer geliebten Küche. Es machte ihr viel aus, dass sie immer weniger mobil sein konnte, dass Einkäufe und Stadt – Besuche nicht mehr möglich waren. Obwohl sie Hilfe durch Pflegerinnen nicht gerne annahm, war sie zuletzt doch froh, umsorgt zu sein, denn gerade ihre Atemnot und Schwäche belastete sie sehr.
Zuletzt zeigte sich wieder etwas von ihrem Willen, selbstbestimmt zu sein: sie zitierte ihren Bruder Karl zu sich („Wenn du nicht bald kommst, ist es zu spät!“), am Sonntag nahm sie noch ihre Namenstags Anrufe wohlgefällig auf. Montag war sie schwach, am Dienstag verlangte sie, sofort ins Spital gebracht zu werden. Unsere Einwände: Corona, keine Besuche… so rasch bekommen wir keine Überweisung… wischte sie weg: „144 anrufen, Notarzt holen“. Bei den Elisabethinen bestätigte man sofort, dass sie eigentlich zum Sterben sei. Sie bekam die Krankensalbung und Palliativbehandlung. Am Vormittag des 16. Dezembers 2020 durfte sie friedlich einschlafen.
Wir Mitschwestern danken ihr für die gemeinsamen Jahre.