Geboren wurde Angela vermutlich 1774 in Desenzano am Gardasee. Ihr Vater Giovanni hatte Brescianer Bürgerrecht, seine Frau Caterina stammte aus einer angesehenen Familie in Salo. Da der Vater Landwirt ist, zieht die Familie aus der Stadt in ein nahes Landgut in Le Grezze, dort findet die Familie – zwei Söhne, zwei Töchter ein gutes Auskommen. Abends liest der Vater oft vor, besonders die Heiligenlegenden hört Angela gerne und kann sie bald selber lesen. Das Lesen wird auch bestimmend für ihr weiteres Leben sein, ihre Beschäftigung mit der Bibel ist kennzeichnend für ihre Spiritualität und äußerst außergewöhnlich für eine Frau der damaligen Zeit.
Angelas Kindheit bleibt nicht lange unbeschwert, denn bald hintereinander sterben die ältere Schwester, Vater und Mutter und Angela kommt zu ihrem Onkel nach Salo. Dort lernt sie das vornehme Leben der Zeit kennen. Sie fühlt sich in dieser Atmosphäre aber nicht wohl, sucht einen einfachen Lebensstil für sich und wird schließlich Mitglied des dritten Ordens der Franziskaner. Inzwischen erwachsen, kehrt Angela nach Le Grezze zurück und führt dort ein einfaches Leben aus den Erträgen der Landwirtschaft. Sie hatte eine sehr enge Bindung an ihre ältere Schwester gehabt, sie dachte oft an sie und erzählt von einer „inneren Schau“ bei einer Siesta auf dem Landgut. Dort hätte sie ihre geliebte Schwester von Engeln umgeben gesehen und diese habe ihr gesagt, Gott wolle mit Angelas Hilfe eine Gemeinschaft junger Frauen gründen. Dieser prophetische Anruf durchzieht ihr weiteres Leben.
1516 bitten sie die Franziskaner nach Brescia zu gehen, um Caterina Patengola beizustehen – diese hatte kurz hintereinander Mann, Tochter und zwei Söhne verloren. Dort lernt Angela auch die Schattenseiten der Renaissance kennen: Zerstörung, Armut, Verwahrlosung – vor allem sind die einfachen Leute davon betroffen. Sie lernt aber auch Menschen kennen, die sich der Not öffnen und viel für die Notleidenden tun. In vielen Städten Oberitaliens entsteht eine Laienbewegung, finden sich Menschen, die sich um Arme, Kranke, Prostituierte und Kinder kümmern. Angela ist vielen Mitgliedern dieser Bruderschaften verbunden, lässt sich aber nicht einbinden. Caterina Patengola hat – wohl durch Angelas Beistand – wieder Lebensmut gewonnen und Angela nimmt das Angebot eines Kaufmannes, Giovan Antonio Romano an, in seinem Haus zu wohnen. Angela lebt sehr einfach, sorgt mit Hausarbeit für ihren Lebensunterhalt und führt ein intensives religiöses Leben, studiert die Bibel, liest und betet viel. Zugleich kommen immer mehr Menschen zu ihr, wollen ihren Rat hören, wollen getröstet werden. Zerstrittene vermag sie zu versöhnen, andere kann sie ermutigen, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen, verantwortungsvoll in ihrem Umfeld zu wirken.
Angela aber sucht noch immer nach ihrer eigentlichen Berufung und unternimmt kleinere Pilgerfahrten. Ihre Sehnsucht, ins Heilige Land zu reisen wird durch Romano erfüllt, allerdings erblindet Angela auf dieser Reise beinahe, aber sie lässt sich an alle heiligen Stätten führen und nimmt alles innerlich auf. Auf der Rückfahrt kommt das Schiff in einen Sturm, man wirft die Ladung ins Meer, doch Angelas Gebeten wird die glückliche Ankunft in Venedig zugeschrieben. Dort will man Angela überreden, in Venedig zu bleiben und die karitativen Vereinigungen („luoghi pii“) zu leiten, doch sie lehnt mit dem Gefühl ab, dass das nicht ihre Lebensberufung sei.
1525 pilgert Angela nach Rom, sie erhält eine Privataudienz bei Papst Clemens VII., auch der Papst hätte Angela gerne in Rom für die „luoghi pii“, aber Angela erklärt offen, dass sie ihre Berufung in Brescia verwirklichen müsse.
Wegen der kriegerischen Ereignisse fliehen viele Brescianer nach Cremona, auch Angela. Auch in Cremona wird sie von Ratsuchenden bestürmt.
1530 kehrt Angela wieder nach Brescia zurück, wohnt in einem Haus bei der Kirche San Clemente, dann zieht sie in die Nähe von San Barnaba und zuletzt in eine kleine Wohnung neben der Kirche Sant` Afra. Seit 1532 lädt Angela immer wieder junge Frauen zu sich ein und gibt ihnen Anleitung zur Gestaltung ihres religiösen Lebens. Da ihre Wohnung sehr klein ist, bietet ihr Isabella Prato einen großen Raum an der Piazza del Duomo an. In diesem Oratorium treffen sich nun Angela, „Madre“ genannt, und ihre „Töchter“ häufig.
Am 25. November 1535, dem Fest der hl. Katharina, ist es so weit: Achtundzwanzig Frauen und Angela besuchen die Frühmesse, dann schreibt jede ihren Namen in ein vorbereitetes Buch. Dieser schlichte Akt ist die Gründung der Compagnia di Sant`Orsola. Diese ersten Mitglieder der Gemeinschaft gehören verschiedenen Gesellschaftsschichten an, alle 28 sind unverheiratet und wollen ein religiöses Leben führen, ein Gott geweihtes Leben in der Welt, nicht in einem Kloster. Angela verfasst für die neue Lebensform eine Regel, eine wirkliche Ordensregel soll es sein, mit den Evangelischen Räten (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) als Mitte, nicht als verpflichtende öffentlichen Gelübde, aber als verbindliche persönliche Ausrichtung des Lebens. Diese mit Ihren Töchtern durchgesprochene Regel wird1536 vom Bischof von Brescia genehmigt, somit ist auch die kirchenrechtliche Anerkennung gegeben.
Am 27. Jänner 1540 stirbt Angela, ihr Leichnam wird in Sant`Afra aufgebahrt, unzählige Menschen kommen um Abschied zu nehmen – schließlich wird der Sarg in der Krypta beigesetzt.
(frei nach „Angela Merici, ihr Leben, ihre Zeit, ihre Wirkung“ von Sr. Brigitte Werr OSU)
Videos über unsere Ordensgründerin:
Vita von Angela Merici, Teil 1 – YouTube
Vita von Angela Merici, Teil 2 – YouTube
Angela Merici Eine Spurensuche – YouTube
Il Santuario di Sant’Angela Merici, Brescia – YouTube
Angela Merici – Stages of her Life – Searching for Clues – YouTube
Grezze, Desenzano del Garde, Casa di S. Angela Merici – YouTube
Angela Merici, Vatican – YouTube