Kurz nach den Weihnachtsferien hat mich Christina Apfelbeck, eine meiner Schülerinnen aus der 5AC, gefragt, ob es möglich wäre, für die Schule ein Zeitzeugengespräch zu organisieren. Da in den fünften Klassen kein Geschichtsunterricht stattfindet, erkundigte ich mich nach ihren Beweggründen. Ihre Antwort war klar und eindrucksvoll:
„Meine Hauptbeweggründe sind, dass wir einerseits einen relativ großen Rechtsruck in der Politik haben und meine Klassenkamerad:innen bald wählen dürfen. Andererseits finde ich es wichtig, dass wir einmal die Möglichkeit haben, mit einer Zeitzeugin zu sprechen, da nicht mehr viele am Leben sind, die auch darüber reden können und wollen.“
Nachdem wir ihr unsere Unterstützung zugesagt hatten, machte sich Christina auf die Suche und nahm über den OeAD (Agentur für Bildung und Internationalisierung) Kontakt zu Frau Viola Heilman auf, der Tochter von Frau Lucia Heilman. Lucia Heilman, geboren 1929 in Wien, musste gemeinsam mit ihrer Mutter um ihr Leben fürchten, als die Nationalsozialisten 1938 die Macht übernahmen.
Am Montag, 12. Mai, war es endlich so weit: Wir hatten die Ehre, Frau Lucia Heilman an unserer Schule willkommen zu heißen. Die 96-jährige Zeitzeugin wurde als Kind, gemeinsam mit ihrer Mutter, von einem Freund ihres Vaters über einen Zeitraum von drei Jahren in seiner Werkstatt in Wien versteckt. Im Zuge eines Bombenangriffs wurde ihr Versteck zerstört, weshalb sie die letzten Monate vor Kriegsende in einem Kohlenkeller verbringen mussten. Das Kriegsende 1945 erlebte sie als eine wahre Wiedergeburt.
Mit großer Offenheit beantwortete Frau Heilman alle Fragen unserer Schüler:innen und scheute auch vor persönlichen Fragestellungen nicht zurück.
Diese besondere Begegnung wurde von Frau Prof. Furuya filmisch festgehalten und wird unserer Schule künftig als wertvolles Zeitdokument erhalten bleiben. Ein herzliches Dankeschön an Christina sowie an die engagierten Fachkolleginnen, die die 35 teilnehmenden Schüler:innen aus vier verschiedenen Klassen mit viel Einsatz auf dieses besondere Gespräch vorbereitet haben.
Astrid Wagner